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11.06.2020

Unternehmen wünschen sich einfacheren Zugang zur Projektförderung und Budget-Aufstockungen für IGF und ZIM

Ergebnisse der BDI-Umfrage zu den Auswirkungen von COVID-19 auf die FuE-Aktivitäten der Industrie

Unternehmen wünschen sich einfacheren Zugang zur Projektförderung und Budget-Aufstockungen für IGF und ZIM

Am 16.03.2020 lassen Bund und Länder Sport- und Kulturbetriebe sowie einen Großteil des Einzelhandels schließen. Mobilität und Transport werden durch starke Reglementierunug eingeschränkt, Teamarbeit weitgehend gehemmt. Die Auswirkungen auf die Innovationskraft Deutschlands ist enorm. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der Umfrage, die der BDI vom 18.05. bis 07.06.2020 mit dem Ziel durchgeführt hat, zielgerichtete Empfehlungen für die nationale und europäische Restart-Politik auszusprechen.

Wie hat die COVID19-Krise die geplanten FuE-Investitionen der forschenden Unternehmen beeinflusst? Welche Maßnahmen empfehlen die Unternehmen, um die Krise zu überwinden? Diese Fragestellungen standen im Fokus der auch über die Netzwerke der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen AiF (einschließlich des F.O.M.-Netzwerks) und der Fraunhofer Gesellschaft weit gestreuten Umfrage, deren Auswertungsergebnis nun veröffentlicht wurde.

Die Resonanz auf die Umfrage war in Abhängigkeit von den Branchen beziehungsweise Verbänden sehr unterschiedlich; insbesondere die Unternehmen forschungsintensiver Branchen beteiligten sich. Mit 248 Rückläufen sind die gegebenen Antworten zwar nicht repräsentativ, stellen jedoch eine gute Momentaufnahme dar. 53 % der Umfrageteilnehmer repräsentieren kleine und mittlere Unternehmen (KMU; < 250 Beschäftigte).

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die COVID-19-Krise die forschende Industrie hart trifft:

  • Die wenigstens Branchen profitieren von dem erhöhten Forschungsbedarf, so z. B. Biotech, Pharma und Teilbranchen des Maschinenbaus.
  • 38 % aller Unternehmen reduzierten ihre FuE-Aktivitäten, einzelne Branchen sogar drastisch: So stoppten z. B. 78 % der Unternehmen der Automobilindustrie ihre FuE-Aktivitäten völlig. Vor der Corona-Krise planten 54 % der Unternehmen eine Ausweitung ihrer FuE-Aufwendungen in 2020, 13 % wollten die FuE-Aufwendungen zurückfahren. Angesichts der Corona-Krise wollen inzwischen nur noch 24 % ihre FuE-Aufwendungen in 2020 ausweiten und 39 % ihre FuE-Aufwendungen zurückfahren.
  • Zwar hält der Großteil der Unternehmen an Kooperationen fest, rund ein Viertel schränkt die Außenbeziehungen jedoch ein.
  • 23 % der Unternehmen schränken Forschungsaufträge an Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen ein oder stellen sie ganz ein.
  • Das FuE-Personal wird bei 30 % der Unternehmen angesichts der Krise reduziert.
  • 21 % der befragten Unternehmen planen inzwischen, in 2020 weniger Innovationen an den Markt zu bringen als sie das vor der Krise taten.
  • Die Unternehmen wünschen sich vor allem einen einfacheren Zugang zu den Mitteln der Förderprogramme, einfachere Antragsverfahren und höhere Förderquoten.
  • Einzige positive Entwicklung durch die Krise: Bei 35 % der Unternehmen nahmen die Maßnahmen zur Digitalisierung der Produktentwicklung und/oder der Geschäftsmodelle zu.

Die Vorstellungen der Unternehmen, durch welche Veränderungen das Wiederhochfahren der FuE-Aktivitäten der Industrie gut gefördert werden könnte, sind vielfältig:

  • Die meisten Unternehmen (55-60 %) sprechen sich für eine Vereinfachung der Zugänglichkeit zu öffentlichen Fördermitteln und für die Budget-Aufstockung der einschlägigen Förderprogramme, wie die der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) und das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), aus.
  • Rund 45 % wünschen sich eine höhere Agilität der Förderprogramme oder einfachere Abrechnungsmodalitäten.
  • Zirka 40 % sind für eine Erweiterung der steuerlichen Forschungszulage.

Fasst man diese Nennungen zusammen, fällt auf, dass den Unternehmen der Ausbau und die Zugänglichkeit etablierter Förderinstrumente wichtiger sind als neue Maßnahmen mit Corona-Bezug! Dies spiegelt sich auch in den Wünschen der Unternehmen, mit welchen Fördermaßnahmen auf europäischer Ebene geholfen werden sollte.

Der BDI leitet aus diesen Umfrageergebnissen die folgenden Handlungsempfehlungen ab:

  • Zugang zu und Agilität der Förderprogramme verbessern, auf nationaler wie auf EU-Ebene.
  • Alle Maßnahmen ergreifen, die dazu beitragen, Kooperationen zu stärken und den Abbau des FuE-Personals zu stoppen.
  • Anwendungsorientierte Förderprogramme IGF und ZIM stärken, um die sinkende Innovatorenquote aufzufangen.
  • Begleitung der Digitalisierung der Produktentwicklung und Geschäftsprozesse durch staatliche Investitionen in die Infrastruktur.

 

BDI-Auswertung der FuE-Umfrage 2020