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20.02.2017

Wie unterstützt Ihre Partei die innovationsorientierte Forschung?

Auch zu dieser Wahl versendete der mit der F.O.M. kooperierende Industrieverband SPECTARIS Prüfsteine an die Generalsekretäre der Parteien (SPD, CDU, CSU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Die LINKE). Die F.O.M. beteiligt sich mit der Unterbreitung zweier Forderungen aus dem Bereich "Forschung & Innovation". Weitere Forderungen beziehen sich auf Themen der Außenwirtschaft sowie auf Themen der Branchenverbände Medizintechnik, Augenoptik und Photonik.

1)

"Gesundes Leben" ist eine von sechs "Prioritären Zukunftsaufgaben" der Hightech-Strategie der aktuellen Bundesregierung. Das BGM, das BMBF und das BMWi haben die ressortübergreifende Zusammenarbeit zur Bewältigung dieser Zukunftsaufgabe beschlossen. Die F.O.M. fordert effektive ressortübergreifende Maßnahmen zur Stärkung der Innovationskraft von Medizintechnikunternehmen zur Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft. Zur effizienten Umsetzung empfiehlt die F.O.M. die Einrichtung einer AiF-Forschungsallianz "Gesundes Leben/Medizintechnik" unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen.

Deutschland ist mit einem Umfang von 23 Mrd. Euro weltweit der drittgrößte Produzent von Medizinprodukten. Der Export deutscher Medizinprodukte hat einen Welthandelsanteil von 14,6 %, an zweiter Stelle hinter den USA. 64 % der deutschen Medizinprodukte werden exportiert. Die Branche beschäftigt ca. 190.000 Mitarbeiter. Rund 95 % der Medizintechnik-Unternehmen sind KMU. Die Bedeutung von Innovationen in der Medizintechnik für Deutschland wird dadurch deutlich, dass ca. ein Drittel der Produkte weniger als drei Jahre alt sind. In Medizintechnikprodukten finden zahlreiche Schlüsseltechnologien Anwendung, z. B. Optische Technologien, Mikrosystemtechnik, Nanotechnologie, etc.

Der nationale Strategieprozess „Innovationen in der Medizintechnik“ soll die mittelständisch geprägte Medizintechnikbranche in Deutschland stärken und die internationale Spitzenposition festigen und ausbauen. Ziel dieser Förderinitiative ist, zu einer kohärenten, bedarfsgerechten Forschungs- und Innovationspolitik zu gelangen. Bisheriges Ergebnis der resultierenden Aktivitäten zur Umsetzung: drei getrennte Maßnahmenlisten der drei Ressorts.

Zur Erzielung der größtmöglichen Effektivität der eingesetzten Steuergelder ist es sinnvoll, die Förderung dort anzusetzen, wo ohne Förderung die meisten Innovationsideen aufgrund zu hoher Risiken verloren gingen, also in der Frühphase der Innovationsschöpfung, in der die industrielle Machbarkeit noch nicht nachgewiesen ist und die Amortisierungsrisiken von FuE-Aufwendungen konsequenterweise am höchsten sind. Transdisziplinäre und vorwettbewerbliche Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft in klar definierten Projekten erhöht die Effektivität zusätzlich beträchtlich. Diese Anforderungen an ein Förderprogramm lassen das BMWi-Konzept der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) optimal erscheinen. Aufgrund der eingeschränkten Fördermittel des IGF-Programms und der in den Programmrichtlinien festgelegten Themenoffenheit, die auf eine Breitenwirkung für die Gesamtheit der mittelständischen Industriebranchen in Deutschland ausgerichtet ist, ist eine prioritäre Zuwendung von Fördermitteln für medizintechnische oder gesundheitliche Themen jedoch nicht möglich.

Zur Bewältigung der prioritären Zukunftsaufgabe "Gesundes Leben" könnten von BMBF oder BGM Fördermittel bereitgestellt und über eine AiF-externe Trägerschaft vergeben werden. Gefördert würde nach den Vorgaben der IGF, also 2-3-jährige, vorwettbewerbliche Studien der industriellen Machbarkeit von konkreten Innovationsideen unter der besonderen Berücksichtigung des Nutzens für KMU. Zur größtmöglichen Effektivität der eingesetzten Steuergelder sollte die AiF als Technologietransfer-erfahrener Partner des Förderprogramms fungieren und die ausgereiften Werkzeuge zur Verfügung stellen, die die IGF so erfolgreich machen: 1.) das ehrenamtliche IGF-Gutachterwesen der AiF und 2.) eine AiF-Forschungsallianz von relevanten Networking-, Administrations- und Technologietransfer-erfahrenen Forschungsvereinigungen, über die Projektanträge eingereicht werden könnten.

IGF-Projekte zu gesundheitlichen und medizintechnischen Themen involvieren in der Regel Kliniker in projektbegleitenden Ausschüssen. Validierungen sind häufig Bestandteil von Arbeitspaketen medizinischer IGF-Projekte und werden hierüber gefördert. Eine AiF-Forschungsallianz Gesundes Leben / Medizintechnik würde uns vielen Lösungen zu Fragen der Prioritären Zukunftsaufgabe Gesundes Leben effizient näherbringen.

2)

Die Fähigkeit unserer Wirtschaft, im globalen Wettbewerb zu bestehen, hängt wesentlich davon ab, ob die Amortisierungsrisiken von Investitionen zur Entwicklung von Innovationen durch öffentliche Fördermittel minimiert werden können. Die F.O.M. fordert daher eine signifikante Aufstockung der Forschungsförderung von innovationsorientierten, transdisziplinären und vorwettbewerblichen Projekten der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) sowie kontinuierliche Anpassungen des IGF-Förderetats in darauffolgenden Jahren.

Der Standort Deutschland ist durch eine lange Historie der Findung und Entwicklung genialer Ideen und Innovationen geprägt. Deutschland nimmt in internationalen Vergleichen der Innovationskraft weltweit nachhaltig einen Spitzenplatz ein, der die Grundlage unseres wirtschaftlichen Erfolgs in einer globalisierten Welt darstellt. Dieser wirtschaftliche Erfolg ist der Motor unseres Wohlstands, denn die direkten Steuerleistungen der Unternehmen sowie die Besteuerung der Arbeit bilden zusammen die Haupteinnahmequelle des Staates und erlauben unter anderem die Finanzierung der gesamtstaatlichen Aufgaben wie die Unterhaltung des Bildungssystems, der Infrastruktur und die Sicherstellung unserer Sicherheit. Doch weder die Nachhaltigkeit der Innovationskraft noch die resultierende Stärke unserer Wirtschaft stellen sich von selbst ein.

Die enorme Leistungsfähigkeit unseres Landes, zukünftige Technologieentwicklungen mitzugestalten, ist hauptsächlich dem weltweit einzigartigen deutschen System der besonderen parallel-gliedrigen Wissenschaftsförderung zu verdanken. Insbesondere die neuen gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen sind am effektivsten mithilfe einer vielseitigen Forschungslandschaft zu adressieren.

Die Finanzierung der Forschungsaufgaben verteilt sich im Wesentlichen auf drei Schultern, die des BMBF, die des BMWi und die der Industrie. Die über das BMBF zur Verfügung gestellte institutionelle Grundfinanzierung (8,3 Mrd. EUR/Jahr) sowie die DFG-getragene Programm- und Projektförderung (3,0 Mrd. EUR/Jahr) wird auf der einen Seite für ein umfassendes Netzwerk von Universitäten und Hochschulen zur Verfügung gestellt, auf der anderen Seite für sogenannte außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Große Verbünde solcher Einrichtungen wie die Max-Planck-Gesellschaft (1,6 Mrd. EUR/Jahr), die Fraunhofer Gesellschaft (0,6 Mrd. EUR), die Helmholtz-Gemeinschaft (3,0 Mrd./Jahr) und die Leibniz-Gemeinschaft (1,2 Mrd./Jahr), stehen neben zahlreichen Einzelinstitutionen, die sich in Organisationen wie der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) und der Zuse-Gemeinschaft vernetzen. Institute der beiden zuletzt genannten Netzwerke, die eine Schlüsselrolle der innovationsorientierten Forschung einnehmen, erhalten keine institutionelle Förderung sondern finanzieren sich überwiegend über thematische Programmförderungen des BMBF oder über BMWi-geförderte Forschungsprojekte (insbesondere im Rahmen des IGF- und des ZIM-Programms) sowie über Industriemittel.

Es ist essentiell, zu realisieren, dass die Fähigkeit unserer Wirtschaft, im globalen Wettbewerb zu bestehen, davon abhängt, dass öffentliche Fördermittel die Amortisierungsrisiken von Investitionen zur Entwicklung von Innovationen minimieren. Eine steuerliche Förderung könnte dem bei weitem nicht Rechnung tragen. Die Beteiligungsmöglichkeit von KMU an geförderten Studien der AiF-Forschungsvereinigungen, z. B. zum Nachweis der industriellen Machbarkeit von noch nicht vollständig ausgereiften Innovationsideen, begrenzt die erforderlichen Aufwendungen in dieser Frühphase der Innovationsschöpfung, mit noch hohem technologischen Risiko, für den Mittelstand am effektivsten.

Bedenkt man die Bedeutung des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft und den stetig wachsenden Innovationsdruck, der auf den Unternehmen lastet, erscheint eine beträchtliche Ausweitung der aktuellen Innovationsforschungsförderung für unumgänglich und dringlich. Insbesondere das vorwettbewerbliche BMWi-Programm der Industriellen Gemeinschaftsforschung (0,17 Mrd./Jahr) begrenzt die hohen Risiken der Innovationsaktivitäten für KMU äußerst wirkungsvoll und erreicht durch projektbegleitende Industrieausschüsse bei jedem geförderten Projekt einen hohen Multiplikationsfaktor bezüglich der Effektivität der eingesetzten Mittel.