header-image
23.05.2014

Nationale Strategiekonferenz "Innovationen in der Medizintechnik": F.O.M.-Empfehlung für ein neues Format der Innovationsförderung

Am Donnerstag, den 22. Mai 2014 trafen sich mehr als 200 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesundheitswesen zu der Konferenz, zu der die Bundesregierung eingeladen hatte. Die Staatssekretäre des Bundeswirtschafts-, Bundesgesundheits- und des Bundesforschungsministeriums diskutierten mit den Teilnehmern zu den Herausforderungen der Branche im Rahmen des 2011 begonnenen Nationalen Strategieprozesses. Der Dialog zu Innovationen in der Medizintechnik soll auch im Nachgang der Konferenz weitergeführt werden.

Die aktuellen ressortübergreifenden Herausforderungen wurden in sechs verschiedenen Arbeitsgruppen diskutiert: "Neue Formate der Innovationsförderung", "Klinische Studien und ihre Finanzierung", "Digitalisierung der Medizintechnik-Industrie", "Chancen und Möglichkeiten datengestützter Analysen der Versorgungssituation als Grundlage für die Bedarfsorientierung von Innovationen", Potentiale von Registern für Medizinprodukte" und Zukünftige Entwicklung des Endoprothesenregisters".

Die F.O.M. partizipierte auf Einladung an der Diskussion zu neuen Formaten der Innovationsförderung. Ausgangspunkt war die im Vorfeld der diesjährigen Konferenz erarbeitete Vorstellung, dass sich Innovationsstrategien stärker am Versorgungsbedarf orientieren sollten. Die Identifizierung von relevanten Fragen, welche die Versorgungsforschung stärker in den Fokus rücken sollte, wurde allerdings kontrovers erörtert. Ebenso konnte kein Konsens bezüglich Maßnahmen erzielt werden, mithilfe welchen die Fragen der Versorgungsforschung besser in den Innovationsprozess eingesteuert werden könnten.

Die Zweckmäßigkeit und damit die Förderwürdigkeit medizinischer und medizintechnischer Forschung muss sich daran messen lassen, ob eine Therapie auch spätere Folgen berücksichtigt. So ist zum Beispiel die Erforschung einer Therapie zur Vermeidung einer späteren gesundheitlichen Beeinträchtigung gegenüber der Erforschung einer nur kurzfristig wirksamen Therapie gegebenenfalls vorzuziehen. Einigkeit wurde erzielt, dass eine sinnvolle Bewertung von Forschungsanträgen nicht ohne die Expertise von Klinikern vorgenommen werden kann. Ob eine Therapie für einen Großteil der Patienten geeignet ist, ob sie von diesen akzeptiert werden wird und welche Folgeerkrankungen oder -behandlungen durch eine Therapie entfallen, kann meist am besten oder ausschließlich ein behandelnder oder operierender Arzt beurteilen. Die Orientierung an einem minimalen späteren Versorgungsaufwand garantiert mittel- bis langfristig die größten Einsparpotentiale für das Gesundheitssystem und gleichzeitig die größtmögliche Lebensqualität der Patienten.

Die Ansicht, dass die Höhe der Innovationskosten oder die Wahrscheinlichkeit der Kostenübernahme einer Therapie durch die Krankenkassen eine dominierende Rolle für die Beurteilung eines Forschungsantrages spielen sollte, wurde von der Mehrheit der Teilnehmer abgelehnt.

Dr. Markus Safaricz, Geschäftsführer der F.O.M., verwies auf die gängige Praxis bei der Beantragung von Fördermitteln für Forschungsprojekte im Rahmen des bereits existierenden und seit 60 Jahren erfolgreichen BMWi-Programms der "Industriellen Gemeinschaftsforschung" (IGF): Das Programm fördert transdisziplinäre, vorwettbewerbliche Projekte, die sich dadurch auszeichnen, dass Wissenschaftler universitärer oder außeruniversitärer Forschungseinrichtungen während der Planungsphase und der gesamten Projektlaufzeit durch einen projektspezifischen "projektbegleitenden Ausschuss" (PA) beraten werden, dessen Mitglieder überwiegend aus der mittelständischen Industrie stammen. Für Forschungsprojekte der Medizintechnik wird im Rahmen des Programms von Gutachtern im Allgemeinen gefordert, dass zusätzlich Kliniker in den PAs vertreten sind. In den mindestens zweimal pro Jahr stattfindenden Sitzungen der Ausschüsse kann sichergestellt werden, dass die Einsetzbarkeit und die Praktikabilität einer zu entwickelnden Innovation, sowie ein Patientennutzen-orientierter, nachhaltig-optimierter Versorgungsbedarf im Fokus des Forschungsprojektes bleibt – und das bei einem minimalen Aufwand für eingebundene Ärzte und KMU-Vertreter.

Über das IGF-Förderprogramm werden jährlich ca. 140 M Euro branchenoffen für innovationsorientierte Forschungsprojekte bereitgestellt. Den in 2013 eingereichten 843 innovationsorientierten Projektanträgen stehen lediglich 356 Projektbewilligungen gegenüber. Im Zeitraum 2009-2013 wurden im Rahmen der IGF insgesamt lediglich 13,6 M Euro für medizintechnische Projekte zur Verfügung gestellt (Daten der AiF vom 01.11.2013 und 24.02.2014). "Hier geht unverzichtbares Innovationspotential verloren", so Dr. Safaricz. "Dies ist umso bedauerlicher, als wir heute erkennen können, dass die im Rahmen des IGF-Programms geförderten medizintechnischen Projekte vieles leisten, was bei der Strategiekonferenz aktuell gefordert wird: Eine innovationsorientierte transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Ärzten unter Berücksichtigung von Aspekten zur Maximierung des Patientennutzens und der Anwendbarkeit."

Die F.O.M. empfiehlt als Format der Innovationsförderung in der Medizintechnik:

  • Gemeinschaftsforschung, sowohl vorwettbewerblich als auch wettbewerblich
  • Erfordernis von Transdisziplinarität durch Einbindung universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, Industrieunternehmen, Klinikern und Versorgungsfachleuten bei der Projektplanung
  • Erfordernis projektbegleitender Ausschüsse mit sich regelmäßig treffenden Experten aus allen genannten Bereichen
  • klar definierte, transparente Begutachtungskriterien für Förderanträge, welche Fragen der Versorgungsforschung einbeziehen

Die F.O.M. steht für eine Mitarbeit an der Entwicklung eines konkreten neuen Formats der Innovationsförderung in der Medizintechnik unter Berücksichtigung versorgungsrelevanter Kriterien gerne zur Verfügung.